CD Kritik: Hamburger Szene, 1998

JAMES TENNEY THE SOLOWORKS FOR PERCUSSION
"Koan.- Having Never Written A Note For Percussion" heißt eines der Percussion-Stücke des 1934 geborenen US-Amerikaners James Tenney, "For Percussion Perhaps, Or..." heißt ein anderes. Natürlich verweisen diese Titel auf ein Programm. Tenney verweigert sich dem, was Vinko Globokar einmal als Ästhetik des "Badabum" bezeichnet hat. Gemeint war damit das rasche und laute Einschlagen auf möglichst viele verschiedene Instrumente, um auf diese Weise ein möglichst buntes Klangfarbenfeuerwerk abzubrennen - und die Virtuosität des Drummers ins beste Licht zu rücken. Nichts davon auf der von Matthias Kaul eingespielten Diskette. Daß es sich bei Tenneys Solo-Percussion-Musik um Kompositionen für Schlaginstrumente handelt, selbst das bliebe, wüßte der Hörer nicht darum, über weite Strecken diskretes Geheimnis. Die Verbindung von Schlag und raschem Verklingen ist hier nur selten auszumachen. Statt dessen ist etwa "Koan" das Rollen eines einzigen Tons von der Schwelle zur Unhörbarkeit hinauf zu vierfachem Forte und wieder zurück. Von der Ödnis "meditativer" Musik sind diese Stücke Percussion-Musik genauso weit entfernt wie von den musikfremden Konstrukten des radikalen Serialismus. Was hier erklingt, ist eminent geistig und der Beweis dafür, daß sich das Geistige nicht nur, wie in der klassischen abendländischen Tradition, in Melodie, Harmonie, Rhythmus und Form artikulieren kann, sondern auch im Klang.
Jens Hagestedt HAMBURG SZENE

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