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Al Grigio für Vokalsextett und Zuspielungen (2012)
Am Tag, nachdem Gesualdo seine Frau ermordet hatte, holzte er einen Wald ab. Wird behauptet… wird bestritten. Egal, wahr oder nicht, mich bewegte diese Vorstellung: wahnhaftes Geholze eines Menschen, der (im Wortsinne) außer sich ist. In meinem Stück tauchen Holzklänge auf. Roh, splitternd.
Entsetzen kann Wahrnehmungsstörungen auslösen. Daher gibt es in Al Grigio Verwackeltes, dennoch, ab und zu taucht ein vertrauter, verirrter Akkord auf, der aber nur die Fallhöhe zeigt.
Stimmgabeln ordnen im Normalfall den Gesang, stimmen auf Gemeinsames ein. Was ist, wenn sie nicht den vertrauten Ton angeben? Der Text des Madrigals Nr.7 aus Buch 5 drückt den Wunsch nach Veränderung aus. Mörser sind in vielen Kulturen ein rituelles Gerät, ein Symbol für Veränderung. Daher spielen Mörser in meinem Stück eine große Rolle.
Entsetzen kann die Zeitwahrnehmung verzerren. In einem schier endlosen, langsamen Prozess, wie unter einem Vergrößerungsglas erlebt, versinkt alles im Grau.
(Matthias Kaul 2013)