Amadeu
Antonio Kiowa
Eine Musik für einen
oder mehrere Schlagzeuger
Nach
mindestens 50 sehr lauten, schweren Schlägen (MM. 112) auf eine
Snare-
oder Military-Drum kommen leise und dann evtl. crescendierend ein
oder
mehrere "ethnische" (Schlag-) Instrumente in das Spiel. Der
Klang
dieser
Instrumente muss Einfluss auf das Geräusch der Snare-Saiten nehmen,
so
dass im Laufe des Stücks die Saiten beginnen, kontinuierlich zu
schwingen
und keinerlei rhythmische Bewegung (oder Abbrüche) mehr haben.
In
gleichem Maße wie die Snare-Saiten zu schwingen beginnen, werden
die Schläge
auf die Snare-Drum leiser und verschwinden, wenn der Snare-Teppich kontinuierlich
rauscht. Erfährt das Rauschen eine Unterbrechung, setzen die
Schläge wieder ein, es müssen dann aber nicht mehr 50 sein.
Jegliches musikalische
Material für die "ethnischen" Instrumente leitet sich
aus Klang
und Rhythmus des Namens Amadeu Antonio Kiowa ab.
Einige Möglichkeiten:
Der
Rhythmus des Namens, ein 11-Achteltakt, kann mit dem Rhythmus der Konsonantfolge
kontrapunktiert werden; die Vokalfolge kann verschiedene Obertonmelodien
ergeben. Es ist auch denkbar, um ein kontinuierliches Rauschen
des Snare-Teppichs zu erlangen, erstmal auf die Snare-Drum selbst mit
Superball oder Stöcken einzuwirken. Es muss aber dennoch im Laufe
des Stückes
mit kommunizierenden Resonanzen bzw. Schwingungen zwischen "ethnischen"
Instrumenten und Snare-Drum gearbeitet werden. Eine Politempiversion
ist denkbar (MM. 112 gegen ??). Die Schläge auf die Snare-Drum
könnten auch mit Pedal gespielt werden... Die Länge des Stücks,
sowie
sein Charakter, sind Entscheidung des jeweiligen Interpreten.
Der
angolanische Vertragsarbeiter Amadeu Antonio Kiowa wurde in der Nacht vom
24. auf den 25. November 1990 von ca. 50 rechtsradikalen Skinheads in Eberswalde
(Brandenburg) erschlagen. Drei Polizisten, in einem Pförtnerhäuschen
verschanzt, sahen zu.
Nach der deutsch/deutschen Grenzöffnung schien für die Intellektuellen
der Unsinn
politischer Musik manifestiert zu sein. Seit einiger Zeit begreift man,
dass die Rechtsradikalen vornehmlich durch Musik gebunden bzw. mobilisiert
werden.
Das vorliegende Stück ist zwar aus einer politischen Motivation
heraus entstanden,
die Musik selbst ist aber nicht im herkömmlichen Sinne eine politische.
Es handelt sich eher um ein metamorphosenartiges Klangkonzept.
Die
GEMA-Erlöse dieser Komposition gehen an die Amadeu Antonio Stiftung,
Chausseestraße 29, 10115 Berlin. Informationen über die Stiftung
kann man im Internet unter: www.amadeu-antonio-stiftung.de
bekommen.
Matthias
Kaul, Oktober 2000
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